Ein Beitrag zum RSP Karneval. Einführungsartikel bei den Teilzeithelden.
Manche Systeme unterstützen das Reisen durch spezielle Regeln, vielleicht in Form von Zufalls-Begegnungstabellen. Andere warten mit Regeln für Erschöpfung auf. Einige Spielleiter handeln das Reisen mit einem Satz ab, andere gehen viel tiefer ins Detail. Storydesign und Erzähltechniken haben oft einen großen Einfluss auf die Erlebnisse der SC und das Erleben der Spieler. Worauf ist beim Entwickeln einer Reise-Story zu achten?
Eigentlich dachte ich, ich hätte zu dem Thema nichts zu sagen. Doch als ich gestern Abend (heute Morgen) den Rechner ausgeschaltet hatte und noch einmal über die vielschichtigen Völker der Menschen und die verschiedenen Regionen Golarions nachdachte, kam mir etwas in den Sinn. Dieser Artikel fängt mit einer Zeitreise an, aber keine Angst, ich komme auf das eigentliche Thema zurück (mehr oder minder).
Ich fing mit D&D 3.0 an, bzw. 3.5. Es muss also um 2003 gewesen sein. Die Spielerhandbücher waren auf englisch, wie die meisten anderen Bücher auch. Selbst heute mit Pathfinder, sind viele meiner Bücher nicht in deutsch. Für viele Dinge sind mir die deutschen Begriffe gar nicht geläufig und ich würde in fragende Gesichter blicken, wenn ich einen five-foot-step als 1,50m-Schritt bezeichnete oder eine attack-of-orpportunity als Gelegenheitsangriff. Das heißt, englisch ist geläufig und die Sprache der Regeln. Das führte mich am Spieltisch zu einer Idee. Sofern die Spieler Völker begegnen, deren Sprache sie nicht kennen, lasse ich die NSCs auch tatsächlich eine fremde Zunge sprechen. Englisch, plattdeutsch oder Brocken von spanisch und französisch… natürlich nicht perfekt, ganz und gar nicht perfekt, aber es signalisiert: Hey, ich hab’s mit Fremden zu tun. Abgeguckt hab ich mir das von Chris Perkins.
Und in der guten alten D&D Zeit gab es noch etwas anderes: Volo’s Guide to…, diese Reiseführer zu den wichtigsten Teilen der Reiche, waren legendär. Ziemlich einfach gehalten, vermittelten sie doch ein Gefühl von Abenteuer. In ihnen werden Orte und dortige Sehenswürdigkeiten, Läden und Unterkünfte beschrieben. Als lustige Lektüre neben den Spielabenden sind sie zu empfehlen. Sie sind heute noch brauchbar, auch wenn sie in den Vergessenen Reichen spielen.
Das ist auch ein weiterer Punkt: Vergessene Reiche vs. Golarion. Es gibt keinen Grund die Geographie von Golarion zu übernehmen. In meiner Runde spielen wir immer noch in Comyr, der Anauroch Wüste oder an der Schwertküste etc. pp., wir benutzen weiterhin das alte Pantheon. Der Nachteil ist ganz klar, dass ein Spieler meint, alles zu kennen. Spieler- und Charakterwissen lassen sich in den Köpfen nicht trennen. Insofern ist das Einstreuen von anderen Regionen und Göttern immer etwas neues, dass wiederum signalisiert, hier ist etwas anders. Dadurch werden Reisen zu einen kleinen Kulturschock (naja, nicht ganz so schlimm). Das könnte man auch anders erreichen, aber wenn man zwei Settings sozusagen frei Haus hat, bietet es sich an.
Über Stock und Stein wird kaum gewandert, zum einen wird generell viel von A nach B gereist und jede Reise auszuarbeiten, die nicht! Abenteuerrelevant ist, ist mühselig, zum anderen wollen wir auch recht schnell zum Ziel. Natürlich kann der Weg das Ziel sein: Die Gruppe soll Überfälle auf eine Handelsroute untersuchen und schließt sich daher einer Karawane an, das wäre ein Beispiel. Oder man soll innerhalb einer bestimmten Zeit einen weit entfernten Ort erreichen und wird permanent durch etwas aufgehalten. Aber derartige Abenteuer hatten wir nur in Ansätzen. Zum Reisen stehen ganz einfach Portale zur Verfügung, die man sich in einem Abenteuer erarbeiten musste oder die Stadt Sigil (aus Planescape geklaut). Reisen an sich ist uns nicht wichtig, andere Orte zu besuchen allerdings schon.
Weitere Artikel:
- Der Eröffnungsbeitrag von teilzeithelden.de, in dem das Thema einsortiert wird
- Eine humoreske Begegnungstabelle in der Wildnis von Felis
- The Earl’s Progress wird von HârnMaster.de im Rahmen des Karnevals rezensiert.
- 20 Möglichkeiten, den Weg zu verlassen und durch die Wildnis zu ziehen – oder Hindernisse, die es zu überwinden gilt. (von Greifenklaue)
- Pendragon hingegen beschäftigt sich mit Widernissen und anderen Reisenden auf den Straßen von Artus‘ Britannien
- Mondbuchstaben erzählt von dem japanischen Feel-Good-RP Ryuutama und dem Kennenlern-Abenteuer
- Die Weltenfabrik erzählt mehr über den DeepLayer aus dem eigenen (?) Sternenmeer RPG und lässt uns prüfen, was uns im viskosen Raum zwischen den Sternen begegnet.
- ChaosAmSpieltisch beschäftigt sich mit dem Reisen per Eisenbahn im viktorianischen Zeitalter und gibt Anhaltspunkte, welche Abenteuer wie auf den Schienen entwickelt werden können
- 1W12 cthuloide Begegnungen in der Wildnis von Seanchui
- Wo bin ich denn hier gelandet? Artikel auf Teilzeithelden
- Faszination Wildnis Bericht auf Teilzeithelden
- the underdogs sprawl travel guide von sprawldogs
- Wendigogo schreibt bei Unknown Armies über Roadmovies als Abenteuersetting
- Wildnisreisen im Rollenspiel und bei Triakonta auf RPGnosis
- Reisen zu Arthus Zeiten von Pendragon
- Gegen die Horde von Ghoultunnel
- Fhoks zum Thema der Reise im Rollenspiel
- Rezension von Pathfinder Map Packs auf Teilzeithelden
- Wildnis – Jenseits der Zufallstabelle auf Teilzeithelden
- Wildnis im All von Spiele im Kopf
- Reisen zur See von Pendragon
- Abenteuer Modul Die Legende der schwarzen Tänzer via Nerd Gedanken
- Was in aller Welt … ist Dallol? von hoch ist gut
- Gemeinsam durch die Wildnis von Terrinoth – eine Hausregel für Runebound von D6Ideas
- Die Koschkabruderschaft der Reisenden von Callisto
- Traumreisen in Carcosa von Craulabesh
Und der Abschlussartikel mit einer Zusammenfassung aller Beiträge findet sich hier…
Ist das der Verkaufskatalog mit normalen Gegenständen? Ich vermute mal nicht, aber ich glaube, es war die selbe Reihe.
Sind die normalen Gegenstände. Ich glaube, ich sollte mal den Bücherbestand katalogisieren, damit ich auch die Lücken nach und nach auffüllen kann 😉 Gab es bei AD&D eine ganze Reihe davon?
Ne, dann sprechen wir von dem selben Buch ^^ War mir nicht ganz sicher, dann gibt es wahrscheinlich nur das eine Buch – aber das ist ziemlich cool, stimmt!
Die Sprachidee ist wiklich gut, leider kann ich keine so exotische Sprache … Vielleicht sollte ich es mit englisch versuchen, das klingt dann bestimmt auch radebreched … ^^
Wo Du Volos Guide erwähnst, erinnerst Du Dich noch an die Elminsterbox mit den neun kleinen Heften – das waren ja auch Reiseführer durch eine Region.
Das hört sich bei mir sicher auch nicht besser an 🙂 Die Box kenne ich leider nicht, wir haben auch nur 4 Guides und die sind schon vor meiner aktiven Zeit in unsere Gruppenbibliothek eingepflegt worden. Aber in den Regalen stehen auch solche Schätze wie Aurora’s Whole Realms Catalogue 🙂